10.11.2005
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Bundesverband
Adipositas: Ergebnisse einer repräsentativen bundesweiten Umfrage
Mehrheit der Befragten wollen nicht zusätzlich etwas zur Vorbeugung der Adipositas ausgeben.
Die neuen Ergebnisse einer Surveyuntersuchung zur Adipositasprävention zeigen das derzeitige Meinungsbild in Bezug auf präventive Maßnahmen bei der Adipositas. Dieses Projekt wurde als Kooperationsprojekt der Universitäten Marburg und Leipzig durchgeführt.
Zahlreiche Anstrengungen zur Adipositasprävention wurden bereits unternommen, darunter schulbasierte Präventionsprogramme oder Kurse zu gesunder Ernährung und Bewegung durch Krankenkassen. Obwohl bisherige präventive Ansätze, wie wissenschaftliche Studien zeigen, insgesamt wenig erfolgreich waren, gilt die Adipositasprävention als Public-Health-Priorität. Denn eine Adipositas ist schwer behandelbar.
In einer repräsentativen Telefonumfrage haben Marburger und Leipziger Wissenschaftler untersucht, welches Wissen und Problembewusstsein in der bundesdeutschen Bevölkerung über die Adipositas vorhanden ist und welche Ansätze zur Adipositasprävention Unterstützung finden. Insgesamt 1000 Personen wurden für diese Studie im August 2005 befragt. Die Wissenschaftler verzeichnen ein insgesamt hohes Problembewusstsein in Bezug auf die Adipositas: 75% der Befragten halten die Adipositas für eines der wichtigsten Gesundheitsprobleme in Deutschland derzeit. 48% der Befragten sehen Adipositas sogar als Krankheit, während nur 30% dem nicht zustimmen.
\"Allerdings,\" so Dr. Anja Hilbert, Leiterin einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Nachwuchsforschergruppe zur Adipositas an der Philipps-Universität Marburg, \"wird auch ein Aufklärungsbedarf zur Adipositas erkennbar. Beispielsweise wissen viele Befragte nicht, dass Adipositas genetisch bedingt sein kann. Diejenigen, die um genetische Ursachen wissen, haben jedoch weniger stigmatisierende Einstellungen gegenüber adipösen Menschen. Stigmatisierende Einstellungen im Übrigen sind mit einer Befürwortung drastischerer Maßnahmen zur Adipositasprävention, z. B. Besteuerung von ungesundem Essen oder Begrenzung von Fernsehwerbung für ungesundes Essen, assoziiert.\"
Insgesamt jedoch treffen viele Maßnahmen zur Adipositasprävention auf deutliche Zustimmung in der bundesdeutschen Bevölkerung: Besonders starke Unterstützung finden Angebote für Kinder, z. B. Unterrichtseinheiten über gesunde Ernährung und Bewegung von den Krankenkassen, freiwillige Bewegungsangebote in den Schulen, oder eine Aufklärung der Eltern, mehr auf ein gesundes Ess- und Bewegungsverhalten ihrer Kinder zu achten (Zustimmung von jeweils über 90% der Befragten). Als geeignet erachtet werden außerdem Kampagnen über gesundes Ess- und Bewegungsverhalten, Aufklärungskampagnen über die gesundheitlichen Risiken bei Adipositas sowie Kurse über gesunde Ernährung und Bewegung von den Krankenkassen (Zustimmung von jeweils mehr als 80% der Befragten). Regulierende Maßnahmen wie eine Besteuerung von ungesundem Essen, z. B. von Fast Food, werden hingegen stärker abgelehnt als unterstützt (56% Ablehnung vs. 26% Zustimmung). Auch Fernsehwerbung für ungesundes Essen zu begrenzen oder den Verkauf ungesunder Nahrungsmittel in Schulen zu verbieten, trifft in der Mehrheit nicht auf Zustimmung.\"
Wenn es um die Finanzierung der Vorbeugungsmaßnahmen zur Adipositas geht, herrscht insgesamt Zurückhaltung: 61% der Befragten sind nicht bereit, zusätzlich etwas zur Vorbeugung der Adipositas auszugeben oder wollen allenfalls bis zu 20 EUR pro Jahr beisteuern. \"Dies ist vom Haushaltseinkommen abhängig,\", erläutern die Forscher. \"Diejenigen mit einem höheren Haushaltseinkommen zeigen eine höhere Bereitschaft, eine Reihe von Maßnahmen zur Adipositasprävention finanziell zu unterstützen. Hingegen hängt die Befürwortung präventiver Maßnahmen nicht generell vom Haushaltseinkommen ab.\"/idw