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04.04.2005 – Bundesverband

Amputationen bei arteriellem Verschluss können verhindert werden

Neue Behandlungsverfahren der Schaufensterkrankheit.
In Deutschland leiden mehr als 3,5 Millionen Menschen an der so genannten peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) – im Volksmund \"Schaufensterkrankheit\" genannt. Im Anfangsstadium (Fontaine II b) macht sie sich durch Schmerzen in den Beinen beim Gehen bemerkbar. In hausärztlichen Praxen wird die Krankheit mittlerweile bei jedem fünften älteren Menschen diagnostiziert. Tendenz steigend. So harmlos wie der Name erscheint, ist die Erkrankung jedoch nicht. Denn unbehandelt drohen den Betroffenen ernsthafte Komplikationen: von offenen Wunden und absterbendem Gewebe bis zur Total-OP. Allein in Deutschland werden jährlich rund 35.000 Beine amputiert. In den fortgeschrittenen Krankheitsstadien (Fontaine III und IV) sinkt die Lebenserwartung der Betroffenen im Vergleich zu gesunden Menschen sogar auf 25 Prozent. Ursache für die Erkrankung ist eine schleichende, chronische Verkalkung der Arterien. Das Heimtückische: Die Krankheit wird erst diagnostiziert, wenn sie schon weit fortgeschritten ist. Eine erfolgreiche Behandlung ist dann umso schwieriger. Neue, vielversprechende Methoden in der Diagnostik und Therapie dieser weit verbreiteten Krankheit wurden auf dem \"2. Frankfurter Interdisziplinären Symposium zur Behandlung von arteriellen Erkrankungen\" (FISBA) am 12. März am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität präsentiert. Früherkennung durch interdisziplinäre Diagnoseverfahren Wie wichtig das frühzeitige Erkennen der PAVK ist, hebt Dr. Jörn O. Balzer, Oberarzt am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Frankfurter Universität, hervor. Denn der Behandlungserfolg hänge wesentlich davon ab, wie weit die Krankheit bereits fortgeschritten ist. Ein thematischer Schwerpunkt des Symposiums lag deshalb auf unterschiedlichen diagnostischen Verfahren. Dazu gehören neben den einfach durchzuführenden klinischen Untersuchungen insbesondere die Ultraschalldiagnostik, die Magnetresonanzangiographie sowie die CT-Angiographie. Minimal-invasive Behandlungsformen setzen sich zunehmend durch Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Vielzahl verschiedener etablierter und neuerer Behandlungsstrategien. Zwar sei die konservative Therapie mit Optimierung der Risikofaktoren und intensiviertem Gehtraining nach wie vor der Grundpfeiler der Behandlung, erklärt Professor Vogl. Doch dürfe die Bedeutung neuerer Behandlungsformen nicht unterschätzt werden. \"Die minimal-invasiven Techniken der perkutanen Rekanalisation von Gefäß-Stenosen oder -verschlüssen haben in den letzten Jahren deutlich verbesserte Offenheitsraten erzielen können als bislang angenommen\", betont Vogl. So seien durch den Einsatz von neuesten Stent-Systemen - etwa mit Medikamenten beschichtete Stents oder Nitinol-Stents - in Kombination mit abtragenden Verfahren wie z.B. der Laserangioplastie primäre Offenheitsraten von bis zu 80 Prozent nach 3 Jahren zu erzielen. Diese Entwicklung habe mittlerweile dazu geführt, dass minimal-invasiven Techniken in direkter Konkurrenz zu den chirurgischen Verfahren bei der Behandlung von Oberschenkel-Arterienverschlüssen stünden. Zukunftsweisende Stammzelltherapie kann Amputation verhindern Das wissenschaftliche Symposium gab auch tiefere Einblicke in neueste Therapie-Entwicklungen, die die Behandlung der Schaufensterkrankheit in Zukunft stärker bestimmen werden. Als bahnbrechende Entwicklungen seien insbesondere die sich auflösenden Stent-Systeme (bioresorbable stents), die minimal-invasiven chirurgischen Bypass-Techniken sowie die Methoden für das Anregen neuen Gefäßwachstums zu nennen. Dazu gehöre auch die im Gefäßzentrum der Frankfurter Universitätsklinik eingesetzte Stammzelltherapie. Mit Hilfe dieser zukunftsweisenden Therapieform sei es schon heute möglich, Gefäße neu auszubilden und größere Gewebedefekte zur Abheilung zu bringen.