15.08.2005
–
Bundesverband
Beckenbodentraining hilft bei Erektionsstörungen
Ergebnisse einer Studie von belgischen Wissenschaftlern um die Physiotherapeutin Prof. Dr. Marijke Van Kampen
Männer mit Problemen, eine ausreichende Rigidität des Penis während der Kohabitation zu erreichen und zu erhalten, sollten ein Beckenbodentrainingsprogramm erlernen. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie von belgischen Wissenschaftlern um die Physiotherapeutin Prof. Dr. Marijke Van Kampen an 52 betroffenen Männern. Vor allem Defizite im arteriell-venösen System und psychische Probleme stellte eine urologisch-neurologische Eingangsuntersuchung als ursächliche Störung bei den Probanden fest. Patienten mit neurogenen und hormonellen Ursachen wurden von der weiteren Studie ausgeschlossen, da die Forscher in diesen Fällen die Therapie für erfolglos hielten.
Ein beckenbodenerfahrener Physiotherapeut behandelte jeden Betroffenen ambulant einmal pro Woche über vier Monate. Nach Informationen über die Physiologie der Erektion und die Anatomie der Beckenbodenmuskulatur erlernte der Patient eine lange (6-10 Sekunden) und kurze (1 Sekunde) korrekte maximale Beckenbodenkontraktion in verschiedenen Positionen. Anale Elektrostimulation und EMG unterstützten die Wahrnehmung für diese Muskulatur. Als Hausübungsprogramm sollte der Patient zusätzlich dreimal täglich 30 mal anspannen, aufgeteilt in 40 kurze und 50 lange maximale Kontraktionen in Rückenlage, Sitz oder Stand. Nach vier Monaten erreichten 24 Patienten spontan eine normale Erektion, 12 Patienten verbesserten ihren Befund und bei sechs Patienten änderte sich nichts. Neun Patienten brachen das Programm ab.
Insbesondere für Patienten mit mangelnder venöser Drosselung war dieses noninvasive Programm erfolgreich. Die Forscher führten dieses Ergebnis auf die Fähigkeit der beiden oberflächlichen Beckenbodenmuskeln (M. bulbocavernosus und M. ischiocavernosus) zurück, durch Training einen höheren Druck auf die Peniswurzel erzeugen zu können und damit einen venösen Reflux zu verhindern. Beckenbodentraining ist als risiko- und schmerzfreie und zusätzlich kostenarme Therapie für alle Altersgruppen empfehlenswert.
Ulla Henscher, Leiterin der AG GGUP im ZVK
(Physical Therapy Volume 2003,6 :536-543ulhe)