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26.04.2013 – Bundesverband

Bundesärztekammer spricht sich erstmals für Akademisierung der nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe aus!

In ihrer Stellungnahme "Zukunft der deutschen Universitätsmedizin − kritische Faktoren für eine nachhaltige Entwicklung" [1] spricht sich die Bundesärztekammer erstmals für eine Akademisierung einer "geeigneten Teilmenge nicht-ärztlicher Heilberufe" aus.
Die Bundesärztekammer versteht es als Aufgabe der Universitätskliniken, diesen Berufsgruppen Forschung in ihrem Tätigkeitsbereich zu ermöglichen. Betont wird in den Ausführungen die Aufgabe und die Verantwortung der Universitätskliniken, für kooperationsfördernde und professionsübergreifende Lehre und Forschung zu übernehmen.

Statement zur Stellungnahme von Ute Mattfeld:

Ich begrüße die Aussagen und die Positionierung der Bundesärztekammer für eine Akademisierung und sehe die Aussagen als einen wichtigen Schritt für die Professionalisierung der Physiotherapie. Zum ersten Mal hat ein hochrangiges Organ der Ärzteschaft die Notwendigkeit der Akademisierung befürwortet. Ich begrüße auch, dass sich die Bundesärztekammer ausdrücklich für eine gemeinsame Lehre und Forschung unter dem Dach der medizinischen Fakultäten ausspricht. Explizit wird die Integration der Fakultäten in die bestehende Ausbildung an Berufsfachschulen empfohlen. Weniger erbaut bin ich über die Ausführungen und die Begründung für eine Akademisierung. Es wird von einer geeigneten Teilmenge von Therapeuten zum Zwecke der Forschung gesprochen. Für mich steht hingegen fest: Forschung ist eine zentrale Aufgabe der Universitätskliniken und für unseren Berufsstand von großer Bedeutung. Aber: Es darf in meinen Augen nicht als alleiniges Argument für eine Akademisierung der Physiotherapie angeführt werden. Die Empfehlung des Wissenschaftsrates, auf die sich auch die Ausführungen der Bundesärztekammer beziehen, spricht klar von einer zu optimierenden Patientenversorgung. Es geht dem Wissenschaftsrat dabei zum Beispiel um die interdisziplinäre Koordination der Therapie von komplexen Krankheitsbildern. Sehr kritisch betrachte ich die Äußerungen der Bundesärztekammer zur Delegation und Substitution von Aufgaben. Hier bleibt die Bundesärztekammer noch klar bei ihrer bisherigen Meinung, dass die „Letztverantwortung“ der Mediziner haben muss. Aus unserer Sicht bleiben hierdurch Chancen und Vorteile ungenutzt. Mein Fazit zur Veröffentlichung der Bundesärztekammer: Es ist gut, dass sich die Ärzteschaft erstmals für eine Akademisierung ausspricht, so wie sie derzeit von Experten empfohlen wird. Noch sieht die Bundesärztekammer allerdings die Vorteile eines Direktzugangs für Patienten zum Physiotherapeuten nicht. Wir werden nicht aufhören, die Fachöffentlichkeit und damit auch die Bundesärztekammer intensiv weiter über die internationale Studienlage zum Direktzugang zu informieren. Ute Mattfeld ist im Bundesvorstand unter anderem zuständig für die Bereiche Wissenschaft und Forschung sowie für Aus-, Fort- und Weiterbildung. Literaturhinweis:
[1] Zukunft der deutschen Universitätsmedizin − kritische Faktoren für eine nachhaltige Entwicklung, Deutsches Ärzteblatt, Jg. 110, Heft 8, 22. Februar 2013