25.07.2005
–
Bundesverband
Der ZVK ständig in Bewegung im Bereich der Prävention
Die Plattform \"Ernährung und Bewegung\" - Breites Bündnis vieler gesellschaftlicher Akteure / Der ZVK ist dabei
Störungen des Muskel- und Bewegungssystems nehmen zu, nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Immobilisierung in der Gesellschaft. Der Energieverbrauch durch Bewegung hat für die meisten Menschen abgenommen. Kinder und Jugendliche wachsen heute in eine Gesellschaft hinein, in der von der Schule über die motorisierte Fortbewegung bis zur Arbeitswelt und selbst in der Freizeit das Sitzen dominiert. Das Resultat: Übergewicht und Adipositas steigen in Europa in alarmierendem Tempo an, eines der gravierendsten Probleme der öffentlichen Gesundheit in Europa, weil sich dadurch das Risiko vieler chronischer Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Krankheiten, Typ-2 Diabetes und bestimmter Krebsarten signifikant erhöht. In Deutschland sind nach Studien des Robert-Koch- Instituts rund zwei Drittel der männlichen Bevölkerung und etwa die Hälfte der weiblichen Bevölkerung übergewichtig oder fettleibig. Die Tendenz ist steigend. Die Folgen des Übergewichts sind - auch für das Gesundheitssystem - gravierend: Bereits heute werden 71 Milliarden Euro jährlich für die Behandlung ernährungsbedingter Erkrankungen ausgegeben.
Besonders besorgniserregend ist die steigende Zahl übergewichtiger Kinder. Bereits jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche ist zu dick; in sozialen Brennpunkten ist nahezu jedes zweite Kind betroffen. Damit gibt es heute doppelt so viele übergewichtige Kinder und Jugendliche als vor 20 Jahren. Untersuchungen belegen eine deutliche Verschlechterung der motorischen Fähigkeiten in den letzten drei Jahrzehnten. Faktoren der Lebensführung, einschließlich Ernährung, Essgewohnheiten, Ausmaß der körperlichen Bewegung bzw. Bewegungsmangel werden oft in den ersten Lebensjahren geprägt. Da die Fettleibigkeit bei Kindern auch eng mit der Adipositas im Erwachsenenalter zusammenhängt, wirkt man diesem Problem am besten schon im frühen Lebensalter entgegen.
Kinder, Jugendliche und ihre Familien bei der Entwicklung eines Lebensstils mit ausreichender Bewegung und ausgewogener Ernährung zu unterstützen, ist zur Herausforderung für die ganze Gesellschaft geworden. Allein die Prävention kann hier Abhilfe schaffen. Das Präventionsgesetz ist zwar mittlerweile in die Verseunkung geraten, allerdings haben sich bereits zahlreiche präventive Initiativen entwickelt, die sich diese Aufgabe auf die Fahnen schreiben, wie die bundesweite Kampagne „Bewegung und Gesundheit“, die Bundesministerin Ulla Schmidt Ende Mai in Berlin initiiert hat. Bereits ein Jahr zuvor (25. Juni 2004) hatte sinnigerweise Landwirtschafts- und Verbraucherministerin Renate Künast die Plattform \"Ernährung und Bewegung\" ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder sind neben dem Bundesverbraucherministerium, die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, die Spitzenverbände der Krankenkassen, der Bundeselternrat, der Deutsche Sportbund/die Ddeutsche Sportjugend, der Bund für Lebensmittelrecht, die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft.
In der Plattform „Ernährung und Bewegung“ werden alle Akteure von der Lebensmittelindustrie bis zum Sport zusammenwirken. Sie fördert einerseits die Verbreitung von Informationen über gesunde Ernährung. Andererseits werden Aktionen, die Kinder und Jugendliche zu mehr Bewegung motivieren sollen, unterstützt. Darüber hinaus will das Bundesernährungsministerium mit anderen Bundesministerien und mit den Ländern ein breites Bündnis erreichen, damit beim Thema gesunde Ernährung alle zusammenarbeiten und flächendeckende Kurse zur Ernährungs- und Bewegungserziehung angeboten werden.
Der ZVK ständig in Bewegung im Bereich der Prävention
Der ZVK ist im Mai 2005 Mitglied der Plattform \"Ernährung und Bewegung\" e.V. geworden, denn er hat einiges im präventiven Bereich anzubieten. Der ZVK orientiert sich an den Präventionsprinzipen „Vorbeugung und Reduzierung spezieller gesundheitlicher Risiken durch geeignete Verhaltens- und gesundheitsorientierte Bewegungsprogramme“ sowie „Vermeidung und Reduktion von Übergewicht“. Sein umfangreiches Angebot reicht von der kindlichen Entwicklung, über den Kindergarten, die Schule bis ins hohe Alter, darunter „Haltungs- und Bewegungsförderung für Erwachsene - Bewegungskonzept gesunder Rücken“ bzw. „Haltungs- und Bewegungsförderung für Kinder - Bewegungskonzept gesunder Kinderrücken“. Der ZVK hat mit acht weiteren Rückenschulverbänden und Seminaranbietern, wie z. B. Forum Gesunder Rücken - besser leben e. V., Bundesverband der deutschen Rückenschulen (BdR) e.V., etc. eine Kooperationsvereinbarung getroffen, um eine nach Zielen, Inhalten und Ausbildungskriterien einheitlich konzipierte und organisierte primärpräventive Rückenschule neu zu entwickeln. Damit können u.a. in Zukunft auf breiter Basis aussagekräftige Wirksamkeitsnachweise erbracht werden (siehe news „Konföderation Deutscher Rückenschulen - Ein Konzept für Alle...“).
Die neuen Konzepte \"AdiPositas - Bewegungsförderung bei Übergewicht“ sowie „Kindliche Entwicklung im ersten Lebensjahr“ werden mittlerweile erfolgreich durchgeführt. Hier erhalten Eltern Tipps, wie sie eine gesunde Entwicklung ihrer Kinder fördern können. Des Weiteren sind zu nennen das „Gesunde Walking und Jogging“, das „Gesunde Nordic Walking“ sowie „CardioFit“ - ein Angebot zum Herz-Kreislauf-Ausdauertraining im Sinne einer funktionellen Aerobic und Step-Aerobic. Nicht zu vergessen ist der ErgoPhysConsult®ant - der physiotherapeutische Arbeitsplatzberater des ZVK. ErgoPhysConsult®ants sind in der Lage, Bewegungsabläufe im Arbeitssystem zu analysieren, eventuelle unphysiologische Bewegungsmuster zu erkennen und abzubauen. In den Betrieben hat der ZVK den sog. Setting Ansatz implementiert, d.h. die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Dieser Ansatz wird auch bereits erfolgreich im Rahmen des Projekts „Gesundheitsfördernde Schule“ angewandt.
Angesichts der Vielzahl von Angeboten, bei deren Entwicklung die AG Prävention im ZVK entscheidend beteiligt war, wurde das Präventions- und Gesundheitstrainer-Modell des ZVK entwickelt, das einzelne Bausteine von verschiedenen Themenbereichen innerhalb der Primärprävention beinhaltet. Das Modell gibt dem Physiotherapeuten die Chance, sich in der Gesundheitsförderung zu qualifizieren und ermöglicht ihm eine gewisse Flexibilität, ihr Praxisangebot für ihre Kunden zu erweitern.
Die Plattform muss ein Erfolg werden – Physiotherapeuten können dazu erheblich beitragen
Die Plattform leistet einen wichtigen Beitrag zur Vorbeugung von Übergewicht in den folgenden Aktionsfeldern:
Dokumentation und Auswertung des nationalen und internationalen Standes wissenschaftlicher Erkenntnisse zu den Ursachen und zur Prävention des zunehmenden Übergewichts und Entwicklung von Kriterien für eine „Gute Praxis“ in Präventionsmaßnahmen. Vermittlung von Wissen und Kompetenzen an alle Akteure, die die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen prägen sowie Information und Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Und schließlich – zu ausgewählten Fragen – Erprobung innovativer Ansätze in Pilotprojekten und Kampagnen.
Es geht auch ohne gesetzliche Vorgaben und staatliche Verordnung! Der Prozess muss nur von vielen Schultern getragen werden. Mit der Plattform kann ein nachhaltig wirkendes Instrument entstehen, um die Arbeit bestehender Initiativen zu unterstützen und zu vernetzen. Hier liegt eine große Chance auch für Physiotherapeuten, um sich auf dem berufspolitischen Parkett zu festigen.