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08.02.2005 – Bundesverband

Die Arbeitsgemeinschaft PNF im ZVK

Ein kontinuierliches Engagement für Qualität, Weiterbildung und Anerkennung der Zertifikats-Position.
Die Arbeitsgemeinschaft (AG) PNF im ZVK wurde am 11. Juli 1985 im Querschnittszentrum der Orthopädischen Univ. Klinik Heidelberg/Schlierbach gegründet. Zu den Mitinitiatoren zählte Antje Hüter-Becker, die als damalige Vorsitzende des ZVK angeregt hatte, dass die Fachgremien mehr im Berufsverband vertreten sein sollten. In den ersten Jahren stand das Fachinteresse, insbesondere der fachliche Austausch im Mittelpunkt. Was ist PNF Die Krankengymnastik nach PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation) dient der Bahnung von Bewegungen über die funktionelle Einheit von Nerv und Muskel. Die Bahnung lässt sich über exterozeptive Reize (z.B. Haut, Auge, Gehör etc.) und propriozeptive Reize (z.B. über den Bewegungsapparat etc.) stimulieren. Die Grundgedanken des PNF-Konzeptes entwickelte sich unter der Prämisse, dass alle menschlichen Individuen, einschließlich derer mit Behinderung jeglicher Art, ungenutzt existierendes und aktivierbares sensomotorisches Potential besitzen. Dieses Wissen unter Berücksichtigung der neuroplastischen Fähigkeit nützt PNF als Grundlage für den Ansatz einer jeden Behandlung. Das vorhandene Bewegungspotential wird genutzt, um mittels der Irradiation durch zeitliche und räumliche Summation die gestörten Körperabschnitte positiv zu beeinflussen, also zunächst einen indirekten Behandlungseinstieg zu wählen. Die Funktionen des täglichen Lebens stehen im Vordergrund und werden als Motivationsträger benutzt. Durch aktives repititives Ausführen von Bewegungen werden Bewegungsmuster ökonomisiert und in verschiedenen Ausgangsstellungen automatisiert. Die nötige Transferleistung des Patienten in die jeweilige Alltagssituation wird somit erleichtert. Ziel der PNF-Behandlungsmethode ist die Koordinierung physiologischer, d.h. alltagsgerechter Bewegungsabläufe, der Abbau pathologischer Bewegungsmuster, die Normalisierung des Muskeltonus, die Muskelkräftigung und Muskeldehnung. Die Behandlung erfolgt teilweise in Bewegungsmustern mit spezifischen Pattern und verschiedenen Techniken. (z.B. Rhythmische Bewegungseinleitung, Dynamische Umkehr, Entspannungstechniken, Agonistische Umkehr, Stretchstimulationen, betonte Bewegungsfolge, Replication und Rhythmische Stabilisation etc. unter Anwendung von Reizen und Stimuli). Die Krankengymnastik nach PNF wird bereits in der Ausbildung vermittelt und findet Anwendung in vielen Bereichen der Physiotherapie. Besonderer Stellenwert kommt ihr bei der Behandlung von nach Abschluss der Hirnreife erworbenen zentralen Bewegungsstörungen zu. Zur Behandlung dieser Patienten bedarf es gegenwärtig einer speziellen Weiterbildung, die gewährleistet, dass das gesamte PNF-Konzept vom Physiotherapeuten indikationsorientiert eingesetzt und angewendet werden. Die Kluft zwischen der nationalen und der internationalen PNF und der Kampf für die Anerkennung der Weiterbildung und der Zertifikats-Position Ende der 80er Jahre begannen die Spitzenverbände über die Anerkennung der Weiterbildung und Qualifizierung zu verhandeln. Die Inhalte der Weiterbildung in PNF wurden von der „International PNF Association“ (IPNFA), 1985 gegründet und seit 1990 als eingetragener Verein (Sitz in der Schweiz), entwickelt. Die AG PNF im ZVK, deren Mitglieder teilweise auch Mitglieder der IPNFA sind, legte nun den Kassen zum ersten Mal eine von internationalen Fachleuten konzipierte Inhaltsangabe vor. Diese internationale Inhaltsangabe wurde fast eins zu eins übernommen. Kitty Hartmann, Leiterin der AG PNF im ZVK, setzte sich von Anfang an engagiert dafür ein, die Kluft zwischen der nationalen und der internationalen PNF zu minimieren. Diese zu minimieren ist insofern gelungen, dass doch viele Kollegen der Empfehlung der AG PNF nachgegangen sind, die Weiterbildung mit 150 UE zu absolvieren und zwar meist bei Instruktoren, die beide Anerkennungen haben. Denn diejenigen, die bei einem reinen Fachlehrer ihren Grund- und Aufbaukurs machen, d.h. die Weiterbildung abschließen, wie von den Kassen gefordert, sind auf internationaler Ebene nicht zugelassen. Beide Anerkennungen ermöglichen, auf internationaler Ebene weiter zu machen, um evtl. später internationaler PNF- Therapeut (nach 250 UE) oder Assistent oder sogar IPNFA-Instructor zu werden. Die Anerkennung zum IPNFA-Instructor setzt allerdings voraus, entweder von vornherein die internationale Ausbildung gemacht zu haben oder eine Weiterbildung in Vallejo. Allerdings gab es auch Stimmen, die sagten „Stopp, hier gibt es auch noch andere Interessen, nicht nur die Internationalen“. Das führte letztlich dazu, dass es nach wie vor nur reine Fachlehrer gibt - auch einige Mitglieder der AG - die nicht international anerkannt sind. Die AG PNF hat wesentlich dazu beigetragen, dass es die Weiterbildungskriterien sowie die Anerkennung der Zertifikats-Position noch gibt. Jahrelang hat die Arbeitsgemeinschaft den Spitzenverbänden der Krankenkassen verdeutlicht, dass die Ausbildungsinhalte der Schulen für Physiotherapie in der Weiterbildung nicht wiederholt werden. Die Bestrebungen, die Zertifikats-Position abzuschaffen, konnten gestoppt werden. Die AG PNF hat darum gekämpft und es dann auch geschafft. „Noch heute haben wir die Schwierigkeit, dass wir keine Gewähr haben, um zwingend anstehende inhaltliche Änderungen - die zum Teil schon umgesetzt sind und noch umgesetzt werden müssen - bei den international Zugelassenen durchzusetzen. „Die Verpflichtung zur regelmäßigen Fort- und Weiterbildung und der Übernahme der Qualitätssicherung wird uns zukünftig ermöglichen, mehr Kontrolle über die Inhalte haben“, so Hartmann. Die Anerkennung als Fachlehrer sei kein „Persilschein für alle Lebzeiten“. Autorisierte Fachlehrerprüfung Der Vorsitz der Fachlehrer-Prüfungskommission von den Spitzenverbänden liegt derzeit beim ZVK, konkret bei der AG PNF. Die Fachlehrerprüfung wird von den Berufsverbänden VPT, IFK, ZVK und IPNFA mit jeweils einem Vertreter dieser Gruppierungen abgenommen. Die Prüfung wird vom Vorsitz der Prüfungskommission geleitet. Von Anfang an war Kitty Hartmann Vorsitzende. Ab Oktober 2004 übernahm die bisherige Stellvertreterin, Marianne Heidmann, ebenfalls Mitglied der AG PNF, den Vorsitz. Sie ist außerdem im „Education Committee“ der IPNFA und somit werden die Kräfte gebündelt. Kooperationen mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen Die AG PNF ist Mitglied der Gemeinsamen Kommission Physiotherapie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und des ZVK. In einzelnen Arbeitsgruppen, in denen auch die AG Bobath und AG Vojta vertreten sind, werden verschiedene Arbeitsaufträge ausgeführt, z.B. die Erstellung von Therapeutischen Prinzipien für den Bereich der oberen Extremität. Die Arbeit ist geprägt von einer pragmatischen Zusammenarbeit mit den Neurologen. Erste Resultate werden bald veröffentlicht. Durch diese Art der Zusammenarbeit vertieft sich auch die fachliche Kenntnis und das gegenseitige Verständnis zwischen Ärzten und Physiotherapeuten. Entwicklungen im Bereich der PNF Eine qualifizierte Entwicklung der Methode PNF ist durch die Zunahme der neuesten wissenschaftlichen Kenntnisse, durch Änderungen der Definitionen etc. festzustellen. ICF, Motor - learning - Motor-control, Kenntnisse der Biomechanik, Muskelphysiologie, etc., insbesondere alles, was aus dem Bereich der Neurophysiologie kommt, findet bei einigen der Referenten-Instruktoren Eingang. Das heißt, es gibt neue Bereiche, in denen gearbeitet werden kann und in denen spezielle Angebote gemacht werden können. Die Palette wird permanent breiter. Dadurch bekommen die Kollegen wiederum mehr Sicherheit, da sie mit aktuellen Denk- und Erklärungsmodellen vertraut sind. Aktiv auf dem nationalen und internationalen Parkett Die AG PNF ist seit vielen Jahren auf fast allen Kongressen des ZVK vertreten. 1995 organisierte die Arbeitsgemeinschaft einen eigenen Kongress „10 Jahre Vereinigung - 10 Jahre Arbeitsgemeinschaft PNF“ in Leipzig mit über 600 Teilnehmern. Letztes Jahr richtete die AG PNF in Bad Nauheim das IPNFA-Meeting aus, mit einem Symposium und Fachvorträgen, an dem ca. 120 Fachleute teilnahmen. Die Jahre dazwischen nahmen die Mitglieder der AG regelmäßig an den ZVK-Kongressen teil, seit Jahren sind sie bei der MEDICA dabei. 2006 wird die AG erstmalig auf dem Ärzte-Kongress in Berlin mit einem halben Tag an Vorträgen aus dem Bereich der Neurologie vertreten sein. Als Referenten oder Leiter von Workshops sind sie bereits seit Jahren gefragt, sei es auf diversen Ärztekongressen, wie Sport und Medizin in Frankfurt oder mehreren Kongressen der Sporttherapie. Die „Internationale“ AG, d.h. die besonders aktiven Mitglieder der AG, ist weltweit unterwegs, von Moskau, über Brasilien, Argentinien bis Polen, Slowenien, Kroatien, etc., quer durch die Welt. Die Ziele der AG PNF Die AG PNF verfolgt das Ziel, auch die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse u.a. aus den Bereichen motorisches Lernen oder Biomechanik zu integrieren. In diesem Kontext entstand eine Kooperation mit der Universität in Krakau, gerade was Biomechanik und Funktionsanalysen im Bereich „normale Motorik und Alltagsbewegungen“ anbelangt. Diese Aspekte wurden bereits in den letzten Jahren zum Teil in die Weiterbildung implementiert. Diese Aufgabe wird die AG PNF auch noch die nächste Zeit beschäftigen. Ein weiterer zentraler Schwerpunkt ist die Qualifizierung der nachfolgenden Kollegen, im Sinne von Ausbildung für Fachlehrer bzw. IPNFA-Assistenten, soweit wir Einfluss nehmen können, sagt Kitty Hartmann, da - wie bereits erwähnt - ein großer Teil der AG-Mitglieder immer in Doppelfunktion auftritt. Ein spezielles Gremium der AG bearbeitet diese Qualifizierung. Eine kleine Vision Die AG hat derzeit 22 Mitglieder, ein außerordentliches Mitglied und maximal eine Handvoll sehr Aktiver. Hätte sie 100 Mitarbeiter, so träumt ein wenig Kitty Hartmann, könnten wichtige Dinge erledigt werden, wie Weiterbildungsstudien, Auswertung der Fallberichte, die mittlerweile für die Fachlehrerprüfung im Weiterbildungsbereich geschrieben werden müssen – und endlich könnten auch wissenschaftliche Arbeiten erstellt werden. Man kann es ihnen nur wünschen! Der komplette Artikel über die AG PNF wurde in der „Zeitschrift für Physiotherapeuten“ des ZVK Ausgabe2/2005 veröffentlicht.