01.03.2005
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Bundesverband
Erstes bundesweites Hausärzte- und Hausapothekenprogramm der BEK
Ein Modell zur Kostenreduzierung.
Bundesweit können 7,5 Millionen Versicherte der Barmer Ersatz-Kasse (BEK) ab heute an dem BEK Hausarzt- und Hausapothekenmodell teilnehmen. Dabei wählen sie einen Hausarzt und eine Hausapotheke aus, die sie künftig immer als erste aufsuchen. Da nur noch beim ersten Arztbesuch im Jahr die Praxisgebühr von 10 Euro bezahlt werden muss, kann ein Versicherter bis zu 30 Euro im Jahr, eine Familie bis zu 60 Euro sparen. Auch für den Besuch des Frauen- und Augenarztes gilt die Überweisungspflicht, ansonsten wird der Patient mit zehn Euro zur Kasse gebeten. \"Mit dem Schritt wollen wir den Hausarzt in seiner koordinierenden Rolle im Gesundheitswesen stärken\", erklärte Barmer-Vorstand Klaus H. Richter.
Nach Angaben von Richter haben sich bisher fast 20 000 Hausärzte und mehr als 10 000 Apotheken für eine Teilnahme an dem Modell entschieden. Auch unter den Versicherten zeichne sich ein hohes Interesse ab. Gerechnet werde mit 1,4 Millionen Teilnehmern. Andere Krankenkassen wie AOK, BKK, TK und DAK wollen ihren Versicherten bereits Anfang April ein ähnliches Modell anbieten.
Das BEK-Programm ist vor allem ein Modell zur Kostenreduzierung. In allen Bereichen soll es zu Einsparungen kommen: im Arzneimittelsektor, indem verstärkt Generika von den Ärzten verschrieben werden. Zudem will die Krankenkasse vermeiden, dass Patienten von verschiedenen Ärzten Medikamente verschrieben bekommen, die nicht miteinander verträglich sind. Hier sollen die Apotheken intensiv beraten, da die Gefahr bestehe, dass der Kranke zu viele Medikamente zu sich nimmt. Bei Dosierungsfehlern oder gefährlichen Wechselwirkungen zwischen Medikamenten sollen sie dem Hausarzt Bescheid geben. Das wiederum bezweckt , unnötige Krankenhausaufenthalte zu vermeiden, da laut Richter unerkannte Arzneimittel-Wechselwirkungen derzeit zu rund 300.000 überflüssigen Krankenhauseinweisungen führten. Die BEK erwartet sich schließlich von den Ärzten ein wirtschaftliches Verhalten. Hier droht auch eine Reduzierung der Heilmittelverordnungen.
Nicht vergessen werden sollte bei all den erhofften Spareffekten, dass das BEK-Modell auch Ärzte und Patienten bindet. Der Modellteilnehmer verpflichtet sich, bei jedem Leiden zunächst den Hausarzt aufzusuchen, der dann über Behandlung oder Überweisung entscheidet. Die freie Arzt- und Apothekenwahl ist damit – zumindest für ein Jahr - nicht mehr gegeben. Auch so mancher Facharzt ist nicht gerade begeistert vom Modell, sagt Gernot Trommer, Greizer Barmer-Chef. Das betreffe vor allem Fachärzte in Großstädten, die um ihre Patienten bangen.