Fakten versus Mythen – Was Betroffene wirklich über Rückenschmerzen wissen sollten
Zum Welttag der Physiotherapie am 8. September 2024 stellt Physio Deutschland zusammen mit World Physiotherapy das Thema Rückenschmerzen in den Mittelpunkt und räumt mit weit verbreiteten Mythen auf. Viele Menschen leiden im Laufe ihres Lebens unter Rückenschmerzen, doch oft bestehen falsche Vorstellungen darüber, wie diese behandelt werden sollten. Diese Missverständnisse über Rückenschmerzen führen oft dazu, dass Patient*innen unnötige Ängste entwickeln oder ungeeignete Behandlungen wählen. Um dem entgegenzuwirken, klärt Physio Deutschland auf und gibt wertvolle Tipps.
„Es ist wichtig, dass Patient*innen die richtigen Informationen erhalten, um Rückenschmerzen effektiv zu behandeln und nicht auf Mythen hereinzufallen“, sagt Hannah Hecker, stellvertretende Vorsitzende bei Physio Deutschland. „Physiotherapeut*innen sind darauf spezialisiert, Menschen bei der Bewältigung ihrer Rückenschmerzen zu unterstützen und ihnen zu helfen, ein aktives und schmerzfreies Leben zu führen.“
Fakten versus Mythen zu Rückenschmerzen
1. Mythos: Rückenschmerzen bedeuten, dass etwas ernsthaft beschädigt ist.
Fakt: Rückenschmerzen können beängstigend sein, sind jedoch selten mit ernsthaften Gewebeschäden oder lebensbedrohlichen Erkrankungen verbunden. Die meisten Menschen erholen sich gut ohne invasive Maßnahmen.
2. Mythos: Ich brauche eine Röntgenaufnahme oder ein MRT, um die Ursache meiner Rückenschmerzen herauszufinden.
Fakt: Bildgebende Verfahren zeigen selten die Ursache von Rückenschmerzen. Viele Auffälligkeiten (sogenannte abnormale Befunde) wie Bandscheibenvorfälle oder Arthrose, sind auch bei schmerzfreien Menschen häufig und normal.
3. Mythos: Ich sollte mich ausruhen und Bettruhe halten, um meinen Rücken zu schonen.
Fakt: Während direkt nach einer Verletzung Ruhe sinnvoll sein kann, ist leichte Bewegung und eine schrittweise Rückkehr zu den normalen Aktivitäten wichtig für die Genesung. Längere Ruhephasen können die Beschwerden sogar verschlimmern und den Heilungsprozess verzögern.
4. Mythos: Ich werde meine Rückenschmerzen durch starke Schmerzmittel schneller los.
Fakt: Schmerzmittel beschleunigen nicht die Genesung. Sie sollten nur kurzfristig und in Kombination mit Bewegung eingesetzt werden. Regelmäßige Bewegung und Physiotherapie sind effektiver.
5. Mythos: Mein Rücken muss „eingerenkt“ werden, um die Schmerzen zu lindern.
Fakt: Rückenschmerzen bedeuten nicht, dass etwas „ausgerenkt“ ist. Der Rücken ist stark und stabil, er kann nicht einfach „aus der Position geraten“.
6. Mythos: Das Älterwerden führt zwangsläufig zu Rückenschmerzen.
Fakt: Rückenschmerzen sind nicht unvermeidlich im Alter. Das Alter ist aber kein Hauptfaktor für Rückenschmerzen. Wichtiger ist es, die Muskelkraft zu erhalten, um Beschwerden vorzubeugen.
Diese und weitere Mythen führen oft dazu, dass Patient*innen passiv bleiben oder auf ungeeignete Behandlungen setzen. Aufklärung und präventive Maßnahmen sind der Schlüssel zu einem schmerzfreien Leben. „Unser Rücken ist stärker und belastbarer, als viele glauben. Es kommt darauf an, Bewegung und gesunde Gewohnheiten in den Alltag zu integrieren“, sagt Hannah Hecker. „Unser Ziel ist es, Patient*innen zu befähigen, aktiv gegen ihre Rückenschmerzen vorzugehen. Mit den richtigen Informationen und einer gesunden Lebensweise können Rückenschmerzen effektiv behandelt und langfristig vermieden werden.“
Zusätzliche Tipps zur Bewältigung von Rückenschmerzen
- Bewegung ist entscheidend: Regelmäßige Bewegung hilft, Rückenschmerzen zu lindern und zu verhindern, dass sie zurückkehren. Wichtig ist, sich langsam zu steigern und mit der Zeit die Intensität zu erhöhen.
- Vermeiden Sie längere Ruhephasen: Prolongierte Ruhe kann zu einer Verschlechterung der Beschwerden führen. Es ist besser, so schnell wie möglich wieder aktiv zu werden und die normalen Aktivitäten schrittweise aufzunehmen.
- Entspannt bewegen: Viele neigen dazu, sich sehr vorsichtig zu bewegen, was zu Verspannungen führt. Ein entspanntes Bewegungsmuster ist jedoch effektiver.
- Körperliche Aktivität regelmäßig ausüben: Die Art der Bewegung ist weniger entscheidend als die Regelmäßigkeit. Schon 30 Minuten Bewegung täglich sind ideal, um Rückenschmerzen vorzubeugen und die allgemeine Gesundheit zu fördern.
- Wählen Sie eine Bewegung, die Ihnen Spaß macht: Ob Gehen, Radfahren, Schwimmen oder Krafttraining – das Wichtigste ist, eine Aktivität zu finden, die Sie gerne machen und die sich leicht in Ihren Alltag integrieren lässt.
Weitere Informationen zu Rückenschmerzen sowie eine Suchfunktion zu Physiotherapeut*innen in der Nähe sind direkt verlinkt.
Weitere Informationen gibt es auch auf folgenden externen Webseiten (direkt verlinkt):
World Physiotherapy „Information sheets“ (in Englisch)
Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)