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26.02.2025 – Bundesverband

Podcast-Tipp | Physiotherapie-Ausbildung: Fit für die Zukunft?

Die Physiotherapie ist ein Beruf mit großer Zukunft – doch ist die Ausbildung noch zeitgemäß? Während sich die Anforderungen in der Praxis stetig weiterentwickeln, basiert die Ausbildung weiterhin auf dem Masseur- und Physiotherapeutengesetz von 1994. Veraltete Lehrpläne, unterschiedliche Ausbildungswege und fehlende Akademisierung sorgen für Unsicherheiten im Berufsstart.

Wie dringend eine Reform nötig ist und welche Chancen sie bietet, darüber sprechen Hannah Hecker, stellvertretende Bundesvorsitzende von Physio Deutschland, und Hanna Hus-Hus, stellvertretende Sprecherin von Junges Physio Deutschland, im Podcast Campus & Karriere vom Deutschlandfunk.

Warum die Reform der Physiotherapie-Ausbildung so wichtig ist

Gesundheitsberufe sind gefragter denn je – insbesondere Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten spielen eine entscheidende Rolle in der Gesundheitsversorgung. Doch obwohl die Nachfrage hoch ist, zählt der Beruf zu den zehn am stärksten vom Fachkräftemangel betroffenen in Deutschland. Um diesem Engpass entgegenzuwirken, wurden in vielen Bundesländern bereits Maßnahmen ergriffen, wie die Abschaffung oder Deckelung des Schulgelds. Doch ein zentrales Problem bleibt: Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind überholt.

Das Masseur- und Physiotherapeutengesetz von 1994 regelt noch immer die Ausbildung – und das sorgt für große Herausforderungen. Viele Inhalte im Lehrplan entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Praxis. So werden beispielsweise veraltete Therapiegeräte und Methoden vermittelt, während moderne, evidenzbasierte Ansätze oft keinen Platz im Lehrplan finden.

Praxisnahe Ausbildung trifft auf veraltete Strukturen

Christine Brandt, Fachbereichsleiterin an der Johanniter-Akademie Mitteldeutschland in Leipzig, sieht darin ein großes Problem. Die Ausbildungsstätten stehen im täglichen Spagat zwischen der Erfüllung des Lehrplans und der notwendigen praxisnahen Ausbildung. Schulen versuchen, wissenschaftliche Erkenntnisse und moderne Methoden einzubinden – doch der gesetzliche Rahmen setzt enge Grenzen.

Auch Hanna Hus-Hus beobachtet eine zunehmende Verunsicherung unter Absolventinnen und Absolventen. Ein Grund dafür sind die unterschiedlichen Ausbildungswege: Während manche die klassische Ausbildung absolvieren, gibt es inzwischen auch Modellstudiengänge, die eine akademische Qualifikation ermöglichen. Dies führt aus ihrer Sicht in der Praxis mitunter zu Spannungen, wenn Absolventen aus verschiedenen Ausbildungshintergründen zusammenarbeiten.

Wie geht es weiter?

Seit mehr als zehn Jahren werden Modellstudiengänge zur Akademisierung der Physiotherapie in Deutschland getestet – während dies in vielen anderen Ländern längst Standard ist. Hannah Hecker hält eine hochschulische Ausbildung für den richtigen Weg, geht aber davon aus, dass Berufsfachschulen über eine lange Übergangszeit weiterhin bestehen werden. Daher ist eine Modernisierung der Ausbildung dringend erforderlich.

Doch obwohl sich Schulen, Fachverbände und Politik einig sind, dass eine Gesetzesreform notwendig ist, lässt sie weiter auf sich warten. Dabei wäre jeder Schritt nach vorne besser als Stillstand, so Christine Brandt. Die Politik steht in der Verantwortung, eine Lösung zu finden, die den physiotherapeutischen Beruf langfristig stärkt und ihn an moderne Anforderungen anpasst.

Wie könnte diese Reform aussehen? Was bedeutet sie für Auszubildende, Lehrkräfte und die Zukunft des Berufs? Diese Fragen werden im Podcast Campus & Karriere vom Deutschlandfunk diskutiert.

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