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18.10.2007 – Bundesverband

Individuelle Behandlung von Brustkrebs erhöht die Lebensqualität

Die Krankengymnastik im Akutkrankenhaus sollte unmittelbar nach der Brustoperation beginnen. Denn schon hier kann den Folgen des Eingriffs begegnet werden.

Rund 1.000 Brustkrebspatientinnen, Angehörige und Interessierte nutzten den 8. Düsseldorfer Brustkrebs-Informationstag, um sich über den häufigsten Krebs der Frau zu informieren. Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 47.000 Frauen an Brustkrebs. Weltweit wird jährlich bei über einer Million Frauen die Diagnose Brustkrebs gestellt, und nahezu 400 000 Frauen sterben jedes Jahr an dieser Krankheit. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwas über 62 Jahren, so dass besonders oft Frauen nach den Wechseljahren betroffen sind.

Wird eine Erkrankung diagnostiziert, kommen bei der Therapie neben der Operation Chemo-, Strahlen- und Antihormontherapien zum Einsatz. Zahlreiche Innovationen haben zu neuen Strategien in Diagnostik und Behandlung des Mammakarzinoms geführt und Eingang in die klinische Praxis gefunden, erklärte Professor Dr. med. Umberto Veronesi, wissenschaftlicher Direktor des Europäischen Instituts für Onkologie in Mailand. Hierzu zählen Fortschritte in der bildgebenden Diagnostik, neue strahlentherapeutische Konzepte, die Entwicklung neuer medikamentöser Therapiestrategien sowie neue Operationsmethoden in der primären und rekonstruktiven Brustchirurgie.

Brusterhaltende Operationen in bis zu 80% aller Fälle möglich

Ein Leben ohne Brust nach einer Brustkrebsbehandlung gehört heute in den meisten Fällen der Vergangenheit an", so Dr. med. Mahdi Rezai Rezai, Ärztlichen Direktor des Brustzentrums Düsseldorf. Denn heutzutage stellt die brusterhaltende Therapie das Standardverfahren dar.

Bewegung und Sport bei Brustkrebs

Nach Dr. Freerk T. Baumann vom Institut für Rehabilitation und Behindertensport an der Sporthochschule Köln bestehen in Deutschland Erfahrungen im Bereich „Bewegung und Sport mit Brustkrebspatientinnen" bereits über 25 Jahre. Von allen Tumorarten wurde der Brustkrebs auf diesem Gebiet am besten erforscht. Die Krankengymnastik im Akutkrankenhaus sollte unmittelbar nach der Brustoperation beginnen. Denn schon hier kann den Folgen des Eingriffs begegnet werden. Auf diese (früh)-rehabilitative Weise werden Verkürzungen des Muskelgewebes vermieden und dem Lymphstau entgegengewirkt. Die Bewegungstherapie in der Akutklinik sollte jedoch nur auf Anweisung eines Therapeuten durchgeführt werden.

Als Ziele von Bewegung und Sport bei Brustkrebs nannte Dr. Baumann die Vermeidung von Muskelverkürzungen, die Vorbeugung und Behandlung eines Lymphödems, den Ausgleich des Kraftdefizits (Rechts-Links-Vergleich), die Verminderung der Bewegungseinschränkung (Kontrakturprophylaxe), den eigener Beitrag zur Genesung, die Verbesserung der allgemeinen Fitness, die Förderung des Selbstwertgefühls und damit Bekämpfung des Gefühls einer „Entweiblichung".

Ausdauersportarten wie Radfahren, Walken und Schwimmen sind sehr zu empfehlen wie auch Skilanglauf, Nordic-Walking und Tänze. Auch moderate Step-Aerobic und asiatische Bewegungskünste wie Tai-Chi, Qui-Gong oder auch Yoga sind für Brustkrebspatientinnen angenehme und wirkungsvolle Bewegungsformen. Ergänzt werden diese durch gezielte Kräftigungs- und Atemgymnastik.

Nicht empfehlenswert sind dagegen Sportarten mit intensivem Körperkontakt und hohem Wettkampfcharakter. Überlastungen und Stürze erhöhen die Verletzungsgefahr. Vor allem bei Osteoporose ist dies sehr gefährlich. Dehnungsübungen und Widerstandsübungen mit Partnern sollten vermieden werden. Falls am Tag nach dem Sport Muskelkater oder Bewegungsschmerz aufgetreten ist, fand eine Überlastung statt. Die Intensität muss dann bei der nächsten Einheit gedrosselt werden, so Dr. Baumann./inar