20.09.2006
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Bundesverband
OECD Studie \"Bildung auf einen Blick\": Deutschland fällt bei Hochschulbildung weiter zurück.
Deutschland ist mit der Akademisierung der physiotherapeutischen Ausbildung Schlusslicht in Europa.
Trotz Reformen im Bildungssystem ist Deutschland bei der Zahl der Abiturienten und Akademiker im Vergleich zu anderen Industrieländern weiter zurückgefallen. Deutschland schöpfe die Begabungen junger Menschen nicht ausreichend aus und bilde nach wie vor zu wenig Hochschulabsolventen aus, heißt es in einem am Dienstag in Berlin vorgestellten Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Der Anteil der Hochschulabsolventen lag im Jahr 2004 mit 20,6 Prozent eines Jahrgangs deutlich hinter dem Durchschnitt der OECD, in der 30 hoch entwickelte Länder vereinigt sind. Lediglich in der Türkei, in Österreich und in Tschechien schließen noch weniger Menschen ein Studium ab.
Die bisherigen Anstrengungen zu Reformen im Bildungssektor reichten nicht aus, um \"den Platz Deutschlands im internationalen Vergleich zu verbessern oder zu halten\", sagte Andreas Schleicher, der Autor des OECD-Berichts \"Bildung auf einen Blick\", in Berlin. Angesichts der geringen Geburtenraten werde sich das Problem noch verschärfen: Deutschland werde \"den steigenden Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften so nicht befriedigen können\", sagte Schleicher.
Kritik der Politik kam von allen Seiten. Die bildungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Ilse Aigner, bezeichnete eine alleinige Fixierung auf die Studierendenquote als \"verfehlt\". Der bildungspolitische Sprecher der FDP, Patrick Meinhardt, kritisierte dagegen, Deutschland sitze in Sachen Bildung im Bummelzug, während andere Länder im ICE vorbeidonnerten. Die Grünen-Politikerin Priska Hinz monierte, Deutschland habe zu viele Bildungsverlierer und zu wenig Akademiker. Die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Nele Hirsch, erklärte, Deutschland verliere in der Bildungspolitik immer weiter an Boden. Der Parlamentarische Staatssekretärs im Bildungsministerium, Andreas Storm (CDU), betonte, dass es in vielen Bereichen des Bildungssektors \"noch erheblicher Anstrengungen\" bedürfe. \"Wir müssen mehr junge Leute zum Studium bringen\", sagte Storm.
Diese Krise kann keiner verantworten, deshalb muss mehr jungen Menschen der Weg an die Universitäten und Fachhochschulen geebnet werden.
Deutschland ist mit der Akademisierung der physiotherapeutischen Ausbildung somit Schlusslicht in Europa.
Angesichts dieser Fakten sollte die Bundesregierung die vom ZVK immer wieder geforderten Schritte unternehmen, damit auch in Deutschland die Physiotherapie auf Hochschulniveau stattfindet. In der Deutschschweiz wurde dies nun umgesetzt. Seit September 2006 werden die Berufe Ergotherapie, Physiotherapie und Pflege auf Fachhochschulniveau gelehrt und gelernt.
Während Deutschland laut OECD-Bericht bei der Hochschulbildung weiter zurück fällt und „den steigenden Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften so nicht befriedigen kann“, bescheinigt die OECD der Schweiz Erfolge bei der Hochschulbildung. Sie habe durch erhebliche Anstrengungen Anschluss an das OECD-Niveau gefunden. Deutlicher kann das Signal an die deutsche Politik nicht ausfallen.