19.12.2005
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Bundesverband
Physiotherapeutische Betreuung von MS-Patienten in Tbilisi (Tiflis), Georgien“
ASA-Ausschreibung für zwei PhysiotherapeutInnen
Die Organisation ASA (www.asa-programm.de), eine Unterorganisation von INWENT – internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH, vermittelt und unterstützt finanziell Reise- und Unterhaltsstipendien für drei bis vier Monate an junge Leute bis 30 Jahre (Studenten oder auch Berufstätige) auf von ihnen genehmigte Projekte (wir berichteten darüber in der Dezember-Ausgabe „Die neuen ASA-Projekte für 2006“) Jetzt ist erfreulicherweise das Projekt „Physiotherapeutische Behandlung von MS-Patienten“ angenommen worden. Das Projekt ist für 2 PhysiotherapeutInnen ausgeschrieben.
Multiple Sklerose (MS) ist auch in Georgien verbreitet. In armen Regionen dieser Welt sind die Folgen für den Patienten jedoch gravierend, da oft kein funktionierendes Krankenversicherungssystem existiert und die Hilfe durch physiotherapeutische Behandlung fast unbekannt ist – eine Ausbildung nach unserem Standard gibt es dort nicht. Es fehlen auch Hilfsstrukturen außer dem Familienverband, der mit der Pflege und dem Alltag eines an MS erkrankten Familienmitgliedes meist überfordert ist. Alle Hoffnung richten sich auf die Medikamente, die der Patient und seine Familie jedoch selten bezahlen können. Patient und Angehörige haben zudem viel zu wenig Informationen über den eventuellen Krankheitsverlauf und über mögliche Hilfe durch Physiotherapie.
Vor gut einem Jahr ist über die Vermittlung von HILFE IN GEORGIEN die Multiple Sklerose Society Georgiens (MSSG) gegründet worden. Seitdem wurden bereits 146 Patienten erfasst (Stand September 2004) und derzeit werden ca. 100 Patienten und ihre Familien betreut. Die ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder versuchen auf verschiedenen Gebieten zu helfen: neurologische Beratung durch Fachärzte, psychologische Betreuung, Medikamentenhilfe, Vermittlung von Rollstühlen, Bettwäsche, Kleidung usw.
Nun zu den Aufgaben der ASA-Physiotherapie-TeilnehmerInnen:
Ihr unterstützt die Organisation in drei verschiedenen Bereichen:
Erstens werdet Ihr mit einer eigenen Patientengruppe arbeiten, um effiziente Gruppentherapie zu garantieren. Zweitens habt Ihr die Möglichkeit, Patienten, die das Haus auf Grund des Krankheitsstadiums nicht mehr verlassen können, zu behandeln. Dabei können die ASA-StipendiantInnen stets auf die Hilfe der ansässigen Fachärzte zählen. Drittens werdet Ihr die wichtigsten Therapie-Elemente für Multiple Sklerose Patienten sammeln und an Angehörige und an MSSG Mitglieder weitergeben, damit diese einen Teil der Behandlung später weiterführen können.
Es wird nicht erwartet, dass ASA-StipendiantInnen Georgisch können, da mit Englisch und Deutsch in der Regel eine Verständigung möglich ist.
Der Zeitraum der Projektdurchführung ist ab 15.09.2006 bis 15.12.2006 geplant.
Selbständiges Arbeiten, das Aufbauen und Etablieren von physiotherapeutischer Hilfe, die Zusammenarbeit mit hoch motivierten Ärzten und weiteren Berufsgruppen, verbunden mit dem Kennenlernen von Land und Leuten auf „nicht-touristischer Ebene“ macht diese Herausforderung zu einer überaus lehrreichen und spannenden Zeit. Georgier sind Fremden sehr offen und unendlich freundlich (!) zugewandt, so dass ihr euch richtig wohl fühlen könnt. „Der Gast kommt von Gott“, sagt ein geflügeltes Wort! Ich selber habe schon einige Georgier kennen gelernt und bin überzeugt, dass dieser Aufenthalt sehr viel Positives und sehr viel Lebensfreude mit sich bringen wird - wie auch viel Erschreckendes, denn die Not der Bevölkerung und ihre einfachen Lebensumstände sind nicht mit dem Leben in Deutschland zu vergleichen, aber gerade das macht die Menschen dort so offen und freundlich!
Claudia Godde, PT-Studentin aus Fulda/Marburg, die diesen Text erstellt hat, ist mit dem Ehepaar Plassmann bekannt, das die Organisation „HILFE IN GEORGIEN“ ins Leben gerufen hat.