29.04.2005
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Bundesverband
Physiotherapie bei Bewegungsschmerz erfolgreich, eine ausreichende Schmerzlinderung vorausgesetzt
Deutscher Schmerztag: Opioide verbessern Reha-Erfolg
Physiotherapeutische Therapien werden als Basismaßnahmen bei Erkrankungen des Bewegungsapparates eingesetzt. Damit die Patienten ihre Übungen überhaupt adäquat machen können ist eine ausreichenden Schmerzlinderung Voraussetzung. Häufig werde aber nur eine unzureichende Schmerzlinderung erzielt, etonte Privatdozent Michael Überall vom Schmerzzentrum Nürnberg beim Deutschen Schmerztag 2005 in Frankfurt am Main. Das Ergebnis von Reha-Maßnahmen sei entsprechend schlecht.
Bewegungsschmerzen behandeln oder nicht behandeln, und, wenn ja, wie? Führende Schmerzexperten diskutierten diese Frage in einem vom Limburger Schmerz-Spezialisten Mundipharma unterstützten Ärzte-Forum anlässlich des Deutschen Schmerztages 2005 in Frankfurt am Main. Ihr einhelliges Votum: Patienten, die unter schmerzhaften Erkrankungen des Bewegungsapparates leiden, bedürfen einer ganzheitlichen Behandlungsstrategie inklusive begleitender Schmerztherapie von Beginn an.
Primäres Ziel muss sein, eine Therapie zu finden, die Patienten mit Rheuma, Rückenleiden, Arthritis, Arthrose oder Osteoporose größtmögliche Schmerzlinderung mit größtmöglicher Steigerung ihrer Beweglichkeit und Lebensqualität ermöglicht\", so der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie und Tagungsleiter Dr. Gerhard Müller-Schwefe. Eine an die Schmerzintensität angepasste Medikation - bei starken Bewegungsschmerzen sind starke Opioide erforderlich - verhindere nicht nur, dass der Schmerz chronisch wird. \"
Privatdozent Michael Überall verwies auf die Ergebnisse einer Befragung von Patienten nach Abschluss eines zweiwöchigen Reha-Programms: 47 Prozent fühlten sich wegen ihrer Schmerzen mäßig bis sehr stark beeinträchtigt bei der Ausführung des Reha-Programms, besonders bei der Physiotherapie.
Nach Ansicht von Dr. Michael Überall verfügen variabel dosierbare retardierte Opioide in Tablettenform über eine verzögerte Wirkstofffreisetzung sowie eine hohe Wirkpotenz. Belege dafür liefern die Ergebnisse einer Langzeit-Studie mit 443 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. Fast 60 Prozent der Teilnehmer konnten ohne Beeinträchtigungen an der Physiotherapie teilnehmen, wenn sie ergänzend retardiertes Oxycodon erhielten. Ohne ausreichende Schmerzmedikation war dies nur bei jedem Vierten möglich. \"Die Medikation führte also zu einer deutlichen Effizienzsteigerung der Gesamtbehandlung\", ergänzt Müller-Schwefe. Bewegungsorientierte Maßnahmen sind notwendig, um den erkrankten Bewegungsapparat zu entlasten. \"Aber erst die Schmerztherapie begründet und fördert die Bereitschaft der Patienten, sich regelmäßig und richtig zu bewegen.\"
Die Entlastung des Patienten verhindert außerdem, dass Bewegungsschmerzen allmählich chronisch und damit zu einer eigenständigen Erkrankung werden. \"Einen klar definierbaren Zeitpunkt für diesen Übergang gibt es nicht\", erläutert Professor Walter Zieglgänsberger vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. \"Deshalb sollte man mit der Schmerztherapie möglichst frühzeitig beginnen, bevor es zu spät ist.\" Aber auch für Patienten mit starken chronischen Schmerzen gibt es Hoffnung. Neuere Studien zeigen, dass Schmerzmittel, die, wie \"Opioide\", direkt im Rückenmark wirken, offenbar körpereigene Stoffe stimulieren, die das Schmerzgedächtnis ausschalten und die Chronifizierung somit rückgängig machen können.