Primärqualifizierend studieren in den Gesundheitsberufen
Unter dem Motto "Welche Therapeuten braucht das Land?" stand die Veranstaltung, auf der sich Ärztevertreter, Politiker, Professoren, Therapeuten und Angehörige der Berufsverbände intensiv über die Chancen von primärqualifizierenden Studiengängen in den Therapieberufen austauschen konnten.
Wichtiger Schritt im Rahmen der Akademisierung
Der Sprecher der AG MTG, Jürgen Ungerer, und Prof. Dr. Heidi Höppner vom Vorstand des HVG, werteten die im September 2009 vom Gesetzgeber verabschiedete Modellklausel in die Berufsgesetze der Therapieberufe als einen wichtigen Meilenstein zur Akademisierung der Therapieberufe. Die Umsetzung liegt nun in den Händen der Hochschulen. Die Podiumsteilnehmer machten deutlich, welche Qualifikationen studierte Therapeuten erhalten müssen und unterstrichen die Notwenigkeit der Akademisierung der Therapieberufe. Sie betonten, dass wissenschaftsfundierte Reflektion, Eigenständigkeit, individuelle Anpassung der Behandlungsstrategien an den Patienten und die Entwicklung neuer Angebote eine grundständige akademische Ausbildung voraussetzen.
<font size=\"1\">Podiumsteilnehmer von links nach rechts: Prof. Dr. Heidi Höppner, Prof. Dr. Bernhard Borgetto, Brigitte Meier, Prof. Dr. Anne Friedrichs, Christina Bode und Holm Thieme.</font>
Professionelle Rahmenbedingungen erforderlich
Im Zuge der knappen finanziellen Mittel im Gesundheitssystem und den Herausforderungen durch den demografischen Wandel ist sich Prof. Dr. Mark Alscher sicher, dass qualitativ hochwertige Prozesse in der medizinischen Versorgung entscheidend sind und jede Berufsgruppe sich in diesen optimierten Prozess entsprechend der jeweiligen Qualifikation einbringen muss. Der ärztliche Direktor des Robert Bosch Krankenhauses in Stuttgart sieht einen Generationenwechsel in der Ärzteschaft kommen. Die jungen Ärzte seien durchaus bereit für Veränderungen.
Christina Bode vom GKV-Spitzenverbund kann den Mehrwert für die Versorgung der Patienten durch eine Akademisierung der Gesundheitsberufe noch nicht erkennen. Sie ist der Überzeugung, dass die praxisorientierte Ausbildung an Berufsfachschulen für die Arbeit mit den Patienten ausreichend sei. Käme es zu einer Akademisierung der Therapieberufe, befürchtet sie einen Kostenanstieg im Gesundheitssystem ohne Verbesserung der Versorgungsqualität.
Blick über den Tellerrand
Im europäischen Ausland ist die Akademisierung der Gesundheitsberufe überwiegend vollzogen. Der Übergang war aber auch dort nicht reibungslos. So berichteten die Referenten Gunnar Gamborg, Präsident des Ergotherapieverbandes Dänemark, und die Physiotherapeutin Prof. Dr. Susanne Rosberg von der Universität Göteborg in Schweden über ihre Erfahrungen. Beide empfahlen eine Akademisierung auf hohem Niveau anzustreben.
Die Modellklausel für die zu entwickelnden Studiengänge in den Therapieberufen läuft bis zum Jahr 2017. Die Berichterstattung zur Evaluation der Modellstudiengänge im Bundestag soll bereits 2015 erfolgen. Der Zeitrahmen ist eng gesteckt und es müssen alle Kräfte mobilisiert werden, um die Akademisierung mithilfe der Modellklauseln zum Erfolg zu führen.
Einen ausführlicheren Bericht über die Veranstaltung wird es in der Januarausgabe des ZVK-Journals geben. Weitere Informationen finden Interessierte auf den Seiten des Hochschulverbundes und der AG MTG unter: www.hv-gesundheitsfachberufe.de oder www.agmtg.de.
Ute Merz, Pressereferentin des ZVK