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21.04.2005 – Bundesverband

Stürze lassen sich nicht vermeiden, Risikofaktoren aber schon

Strategien gegen Stürze im Alter entwickeln mit dem neuen Expertenstandard \"Sturzprophylaxe in der Pflege\"
\"Alte Menschen stürzen überdurchschnittlich häufig mit schlimmen Folgen. Das Sturzereignis hat für die Betroffenen selbst, aber auch für ihre Angehörigen und das Pflegepersonal weitreichende Folgen. Angst, Sorge oder aber Schuldgefühle können sich bei den Beteiligten breit machen\", erklärte Christine Sowinski, Psychologin und Fachbereichskoordinatorin für Soziales und Pflege im Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), auf der Pressekonferenz der Fachmesse mit Kongress \"Altenpflege 2005\" in Nürnberg. Zudem verursachten die Stürze für das Gesundheitswesen deutliche Folgekosten, so Sowinski weiter. Deshalb komme der Sturzprophylaxe in der Altenpflege eine besondere Bedeutung zu. Eine große Hilfe zur Strukturierung einer wirkungsvollen Sturzprophylaxe bietet der vom Deutschen Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege (DNQP) entwickelte und nun veröffentlichte Expertenstandard \"Sturzprophylaxe in der Pflege\", an dem auch Experten des KDA mitgearbeitet haben. 30 Prozent der über 65-Jährigen stürzen mindestens ein Mal im Jahr Trotz der positiven Folgen, die nach der fachgerechten Einführung des Standards in den Einrichtungen der Altenpflege zu erwarten seien, ließen sich Stürze aber nicht völlig vermeiden, ergänzte Heiko Fillibeck, Referent für Pflegepraxis im KDA. \"Rund 30 Prozent der über 65-Jährigen stürzen während eines Jahres mindestens ein Mal, meist mit schlimmen Folgen. Nach einem traumatischen Sturzerlebnis mit größeren Verletzungen ist die Angst wieder zu fallen unter Umständen so groß, dass sie sogar zum Verlust der Selbstständigkeit führen kann\", erklärte Fillibeck, der auch wissenschaftlicher Mitarbeiter der Expertengruppe war, die den Standard entwickelt hat. Stürze ereigneten sich immer nach demselben Prinzip: Auslösende Ereignisse wie Stolpern, Ausrutschen oder Schwindelanfälle führten zu einem Balanceverlust, der, wenn er nicht wieder ausgeglichen werden könne, zum Sturz führe. Die Wahrscheinlichkeit zu stürzen erhöhe sich vor allem durch so genannte Sturzrisikofaktoren wie beispielsweise unzureichend behandelte Sehbeeinträchtigungen, Kraft- und Balanceprobleme oder Medikamentennebenwirkungen. \"Deshalb stellt die Reduzierung oder Beseitigung der Risikofaktoren den entscheidenden Ansatzpunkt zur Verhinderung von Stürzen dar\", so Fillibeck. Viel zu häufig würden beispielsweise sturzgefährdete Personen aufgefordert \'lieber sitzen zu bleiben, um nicht hinzufallen\'. \"Doch der besorgte Rat erreicht genau das Gegenteil: Die betroffenen Personen verlieren immer mehr Kraft und Balancegefühl, ein Sturz wird immer wahrscheinlicher. Leicht durchführbare Übungen können dagegen helfen, eine sichere Bewegung der Betroffenen zu fördern\", so der KDA-Pflegeexperte. \"Viele Einrichtungen nehmen die Expertenstandards des DNQP nicht ernst genug. Häufig wird gar nichts gemacht, oder aber zu viel\", beklagte Sowinski, die ebenfalls ein Mitglied der Gruppe zur Entwicklung des \"Expertenstandards Sturprophylaxe\" war. \"Wer die Standards nicht umsetzt, der wird in Zukunft große Probleme rechtlicher aber auch ethischer Art bekommen.\" Neben dem aktuellen Standard zur Sturzprophylaxe existieren schon seit längerem die für die Altenpflege relevanten Expertenstandards zur Dekubitusprophylaxe (seit 2000) und zum Schmerzmanagement (seit 2004) in der Pflege. Quelle: Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine Lübke Stiftung e. V