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19.02.2009 – Bundesverband

\"Sturzprävention im ZVK\"

AG Prävention, AG Geriatrie und Physio-Akademie erschließen Sturzprävention für die Physiotherapie

Sturzprävention ist eine der großen gesundheitspolitischen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte. Nicht nur die Lebenserwartung sondern auch der prozentuale Anteil Älterer und Hochbetagter steigt ständig. Mit steigendem Alter gehen häufigere Stürze einher. Untersuchungen ergaben, dass innerhalb eines Jahres 30% aller Menschen über 65 Jahren einen Sturz erfahren. Bei den über 80-jährigen kann die Quote auf bis zu 50% steigen.

Stürze, oft verbunden mit der Erfahrung von Hilflosigkeit, sind nicht selten Ursachen von schweren Verletzungen, nicht zuletzt des gefürchteten Oberschenkelhalsbruchs. Doch auch scheinbar weniger folgenreiche Stürze können Konsequenzen haben: Z.B., indem Betroffene aus Angst ihre Aktivitäten und ihre soziale Teilhabe vermindern, real oder vermeintlich gefährliche Situationen meiden, dadurch aber sowohl körperlich als auch kognitiv weiter „abbauen“, wodurch wiederum das Sturzrisiko erhöht wird und die Lebensqualität abnimmt.

 Erfolgreiche Interventionen im Bereich der Sturzprävention sind somit eine der großen Herausforderungen auch für die Physiotherapeuten. Im Rehabilitations-, Therapie und Präventionsbereich ist unser Berufsstand in der Fläche präsent wie kein anderer. Auch hat die Physiotherapie einen hervorragenden Zugang zu den Zielgruppen. Die Physiotherapie bietet sich somit als „Transmissionsriemen“ für effektive Angebote auf diesem Gebiet an.

 Vor diesem Hintergrund wurde innerhalb des ZVK eine Fortbildung entwickelt, die Physiotherapeuten hilft, sich dieses Gebiet zu erschließen. Die Initiative für diese Entwicklung ging von der Physio-Akademie in Wremen aus. Zunächst wurden alle Interessierten innerhalb des ZVK, und insbesondere diejenigen, die bereits über Erfahrungen in der Sturzprävention verfügten, eingeladen. Es galt, zunächst einen Überblick über bestehende Initiativen zu gewinnen. In weiteren Konferenzen wurden Rahmenbedingungen und Eckpunkte geklärt. Eine Kleingruppe bestehend aus Vertretern der AG Prävention, der AG Geriatrie und der Physio-Akademie wurde schließlich mit der curricularen Entwicklungsarbeit beauftragt, die im Herbst 2008 erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Begleitet und beraten wurde die Entwicklung von einer der führenden deutschen Gerontologinnen und Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der Sturzprävention Dr. Ellen Freiberger von der Universität Nürnberg-Erlangen.

Drei Zielsetzungen galt es zu optimieren: Erstens sollte es eine wissenschaftlich fundierte, evidenzbasierte Weiterbildung werden. Zweitens musste das Angebot praktikabel und marktfähig bleiben. Drittens musste daran gedacht werden, dass das Ergebnis aus Sicht der Krankenkassen förderungsfähig wird, wobei die Entwickler Wert darauf legten, dass Förderung durch Kassen nur eine Option neben anderen wie z. B. dem wachsenden Selbstzahlermarkt ist.

Das Ergebnis ist eine 40-stündige Kompaktfortbildung, die an zwei Wochenenden absolviert werden kann. Das erste Modul legt die theoretische Basis für Kompetenz im Bereich der Sturzprävention. Behandelt werden demographische und epidemiologische Hintergründe, physiologische und andere Risikofaktoren, die aktuellen Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Sturzprävention, relevante Aspekte aus den Trainingswissenschaften, der Psychologie, Pädagogik und Didaktik aber auch organisatorische, rechtliche und Marketingfragen.

Das zweite Modul ist das Praxismodul. Hier geht es um die Anwendung von Testverfahren, Gangschulungen, Haltungskontrolle und konkrete Übungsbeispiele für die Sturzprävention, doch genauso um die Planung, Durchführung und Auswertung von Kursangeboten. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Vorbereitung auf die Arbeit mit Gruppen.

 Wer dieses Programm erfolgreich abschließt, ist fit für die Sturzprävention, sind sich die Entwickler sicher, und verweisen dabei auf die Flexibilität des Angebots. Die Teilnehmer werden befähigt, für selbst gewählte Zielgruppen, egal ob selbständig lebend oder betreut oder in Pflegeeinrichtungen, Angebote auszuarbeiten und zu vermarkten. Die Teilnehmer sind dann „Sturzpräventionstrainer des ZVK“. So können sich Physiotherapeuten mit einem hochwertigen Angebot ein weiteres Standbein aufbauen.

Das neue Kursangebot wird zum ersten Mal im kommenden März (Modul 1 vom 13. – 15.03.) und Mai (Modul 2 vom 08.-10.05.2009) angeboten. Kursort wird Bochum sein. Die Kursgebühr wird pro Modul 260,00 Euro betragen. Anmeldungen nimmt die Physio-Akademie gern schriftlich unter:

 Bildungswerk Physio-Akademie des ZVK

Wremer Specken 4, 27638 Wremen, Fax: 04705 – 95 18 10 Mail: info@physio-akademie.de  entgegen.

In 2009 wird ein weiterer Kurs angeboten: Vom 18. – 20.09.09 und 20.-22.11.09 in Würzburg.

Die Entwickler hoffen mit ihrer Arbeit einen Beitrag zur Erweiterung der Leistungspalette der deutschen Physiotherapie, vor allem aber für die Etablierung effektiver Angebote in der Sturzprävention in Deutschland geleistet zu haben. Denn solche Angebote werden dringend gebraucht.

Prof. Dr. Erwin Scherfer

Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Physio-Akademie