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07.07.2005 – Bundesverband

Warnung vor Versprechungen von Studiengangsanbietern! „Internationale Anerkennung“ – was heißt das?

Gemeinsame Erklärung des ZVK und des Bildungswerks Physio-Akademie des ZVK
Noch immer wird mit dem Begriff „international anerkannt“ im Zusammenhang mit Studiengangsangeboten für Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten geworben. Dies halten wir für eine unseriöse Versprechung und warnen deshalb davor. Bei näherem Hinsehen ist „internationale Anerkennung“ nämlich ein eher schillernder Begriff, der mindestens drei Bedeutungen in sich tragen kann. Keine davon kann derzeit jedoch von Studiengangsanbietern mit Substanz für sich in Anspruch genommen werden.
  1. Viele deutsche Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten streben eine vorübergehende oder dauerhafte Auslandstätigkeit an. Als ein Hinderungsgrund gilt das deutsche nicht-akademische Ausbildungsniveau. Wir gehen davon aus, dass die Bezeichnung eines Abschlusses als „international anerkannt“ bei vielen Interessentinnen und Interessenten den Eindruck erweckt, dass man mit dem Abschluss überall im Ausland, insbesondere in England, Kanada, Australien oder den USA als Physiotherapeutin oder Physiotherapeut die Berufsanerkennung erhalten und dort arbeiten könnte. Dies ist nicht der Fall. In der Regel wird über die Berufszulassung individuell ent-schieden, nach Vorlage der persönlichen Unterlagen und je nach den Regeln des Gastlandes, in dem man arbeiten möchte. Ein akademischer Grad mag in dem Verfahren förderlich sein, ist aber alles andere als eine Garantie. In diesem Sinne kann eine internationale Anerkennung also nicht behauptet oder versprochen werden.
  2. In akademischer Hinsicht gibt es keine internationale Behörde, Agentur oder Stelle, die eine „internationale Anerkennung“ im Bereich Physiotherapie aussprechen könnte. Formal gibt es somit keine akademische „internationale Anerkennung“. Zwar darf man in aller Regel einen akademischen Grad oder Titel im Gastland tragen, wenn er von einer akkreditierten bzw. staatlich anerkannten Hochschule im Heimatland stammt. Dies ist aber überhaupt nichts Besonderes und zeichnet einen Studiengang nicht vor den anderen aus. Da es keine Agentur, Behörde oder andere Stelle gibt, die eine internationale Anerkennung im akademischen Sinn aussprechen könnte, ist die Selbstbezeichnung somit „substanzlos“. Es bleibt die Frage, ob ein Studiengang im Ausland zur Teilnahme an einem Masters-Studiengang im Ausland berechtigt. Auch dies kann ein Studiengang per se nicht leisten oder versprechen. Universitäten wählen Studierende für weiterführende Studiengänge nach ihren eigenen Kriterien aus (sie richten sich in der Regel danach, ob die potenziellen Studierenden wahrscheinlich erfolgreich sein werden). Darüber hinaus und deshalb lassen Universitäten im anglo-amerikanischen Sprachraum deutsche Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten auch zu Masters-Studiengängen zu, wenn diese keinen Bachelor-Abschluss haben, aber die Eignungskriterien erfüllen. Somit verspricht das „international anerkannt“ etwas, was es in akademischer Hinsicht im Allgemeinen und im Individuellen (nur weil man an ein Studium absolviert hat) nicht gibt und noch dazu noch nicht einmal unbedingt erforderlich ist.
  3. In einem Fall wurde seitens des zuständigen Wissenschaftsministeriums erklärt, dass mit „international anerkannt“ auf das internationale Renommee der betreffenden Hochschule hingewiesen werden solle. Wir halten dies nicht für seriös. Denn Reputation ist etwas, was über lange Jahre erworben werden muss, und somit kaum für ein relativ neues Studienangebot angenommen werden kann, das zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Absolventinnen und Absolventen hatte. Die Physio-Akademie und der ZVK vertreten daher weiter die Auffassung, dass eine selbst angemaßte internationale Anerkennung von Studiengängen für Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, aber auch für Angehörige anderer Gesundheitsberufe
    • erstens ohne Substanz ist
    • zweitens geeignet ist, in potenziellen Studierenden falsche Erwartungen zu wecken und deshalb
    • drittens im Sinne eines seriösen Marketings und eines verantwortungsvollen Umgangs mit den Zukunftserwartungen und Hoffnungen von Studierenden und Studiumsinteressierten unterbleiben sollte.
Bildungswerk Physio-Akademie des ZVK gemeinnützige GmbH Dr. Erwin Scherfer Deutscher Verband für Physiotherapie – Zentralverband der Physiotherapeuten/Krankengymnasten (ZVK) e.V. Bodo Schlag