Mitglied werden
27.03.2013 – Bundesverband

Wir brauchen jede Stimme

Ein Sturm der Entrüstung hat uns mit folgenden Fragen und Aussagen erreicht:"Welchen Sinn macht es heute noch in einem Berufsverband organisiert zu sein, wenn sich nichts ändert?" "Man muss seinen Beruf schon richtig gern machen, um diese Opfer zu bringen." "Wir müssen dringend etwas tun!"
Sie haben Recht!

Bessere Rahmenbedingungen für mehr Geld

Wir wissen, dass Physiotherapeuten mehr verdienen müssen. Im Juni 2012 haben wir uns mit dieser Forderung und einer gemeinsamen Unterschriftenaktion der BHV, also mit allen Heilmittelverbänden, an die Politik gewandt. 21.456 Kolleginnen und Kollegen haben mitgemacht. Sie sagen, das sind nicht genug? Auch wir fragen uns: Wo sind die übrigen 100.000 Berufsangehörigen in Deutschland? Wir brauchen alle, denn wir wollen und müssen den Druck auf die Politik erhöhen, dafür müssen wir alle zusammenstehen und mit einer Stimme sprechen. Jedes Jahr kämpfen wir in Gebührenverhandlungen mit den Krankenkassen um eine gerechtere Bezahlung unserer Leistungen. Unser Erfolg ist es, dass wir jetzt auch in gesetzlich geregelten Schiedsverfahren um angemessene Preise kämpfen können. Wir haben Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr und die Koalitionsfraktionen
aufgefordert, die Grundlohnsummenbindung abzuschaffen und den Weg frei zu
machen für erforderliche Preisanpassungen. Die meisten von uns haben sich umfassend fort- und weitergebildet. Dies honorieren die Krankenkassen bisher praktisch nicht. Hiermit muss Schluss sein. Auch hier gilt: Leistung muss sich lohnen, sich in einer angemessenen Vergütung niederschlagen. Hohe Qualität hat ihren Preis. Wir brauchen Behandlungsgebühren, die ausreichend, wirtschaftlich und auskömmlich kalkuliert sind. Die Absage der Politik mit Blick auf die damit verbundene Kostenausweitung hat uns nicht überrascht. Ist das Thema damit erledigt? Stirbt damit die Hoffnung? Nein, bei Weitem nicht – wir bleiben hartnäckig und entwickeln
neue Strategien. Wir denken konkret darüber nach, wie Physiotherapeuten mehr Verantwortung für ihr Handeln erhalten können. Für uns steht eindeutig fest: Wenn es innerhalb des jetzigen Systems keine Aussicht auf eine
deutlich höhere Bezahlung gibt, dann muss das System geändert werden! Die Mittel im Gesundheitsfond stehen zur Verfügung. Man muss nur wollen. Im stationären Bereich haben wir mit Einführung der DRG bereits eine pauschale Vergütungsstruktur. Hierbei stehen die Leistungsanbieter am Ruder. Das könnte auch im ambulanten Sektor der Fall sein: Warum sollten Physiotherapeuten nicht auch als Steuermann die Patienten durch die Behandlung führen und selber entscheiden, welche Maßnahme die Richtige ist, wie oft der Patient behandelt werden muss und wie viel Zeit dafür erforderlich
ist? Wir wollen endlich auch die Verantwortung für unser Handeln übernehmen und dafür eine gerechte Entlohnung erhalten. Nicht nur für die Therapie, auch für alle anderen Tätigkeiten, wie die Dokumentation, Arztberichte und
Rezeptprüfungen.

Erste Schritte in die richtige Richtung

Unser Ziel ist es, bundesweit verbindliche Prüfvereinbarungen mit den Kassen zu treffen und damit willkürliche Absetzungen der Kassen zu verhindern, wenn der Arzt die Heilmittelverordnung nicht in allen Punkten korrekt oder
unvollständig ausgefüllt hat. Es ist nicht länger hinzunehmen, dass willkürlich festgelegte Kriterien zu Absetzungen führen und damit die Wirtschaftlichkeit unserer Praxen bedrohen. Im Ersatzkassenbereich haben wir die Sicherheit für die Physiotherapeuten erreicht – es gibt eine verbindliche Checkliste. Nun gilt es, Vergleichbares auch auf Landesebene mit den Primärkassen zu vereinbaren. Einzelne
Erfolge gibt es auch hier bereits.

Heilmittelrichtlinie: Ein bürokratisches Monster und längst nicht mehr aktuell

Die Heilmittelrichtlinie lässt viele Aspekte gesicherter therapeutischer Standards außer Acht und bewährt sich vor allem als ein Instrument des Gesetzgebers und der Krankenkassen, um die Ausgaben im Heilmittelbereich zu begrenzen. Nicht der Nutzen für den Patienten, sondern die Kostendämpfung steht im Mittelpunkt. Gemeinsam mit den Patientenvertretern, aber auch mit einer neuen Generation aufgeschlossener Ärzte, die schätzen, was wir können und leisten, muss dieses Thema im Gemeinsamen Bundesausschuss aufgegriffen werden. Wir als Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) sind auf die kommenden Diskussionen mit den Kassen und der Ärzteschaft bestens vorbereitet: An der Entwicklung von Behandlungsleitlinien arbeiten wir seit Jahren mit zahlreichen Experten in den entsprechenden Gremien und mit Vertretern der ärztlichen Fachgesellschaften zusammen. Dies sichert auch langfristig den Einsatz der Physiotherapie in der Versorgung gesetzlich versicherter Patienten und legt die Basis für mehr Autonomie in deren Behandlung.

Nur gemeinsam kommen wir voran

Um die Zukunft der Physiotherapie als unverzichtbarer Teil der Gesundheitsversorgung in Deutschland jedoch nachhaltig zu sichern, brauchen wir Kolleginnen und Kollegen, die uns aktiv in Forschung und Lehre vertreten. Wir müssen darauf vorbereitet sein, jederzeit den Nachweis für den Erfolg physiotherapeutischer Behandlungen zu erbringen. Diesen Nachweis wollen und müssen wir als Berufsstand selbst erbringen. Deshalb ist unser Weg in die
Akademisierung der Physiotherapie unverzichtbar. Die meisten von uns haben ihren Beruf in einer fachschulischen Ausbildung erlernt. Viele Fortbildungsstunden liegen hinter uns. Noch nicht ganz das Examen in der Tasche, bildet sich der Physiotherapeut im Rahmen der Manuellen Lymphdrainage oder der Manuellen Therapie fort. Kein Geld gibt es obendrauf und Urlaubstage müssen ebenfalls geopfert werden. Ja man muss seinen Beruf lieben, aber das ist es, was den Physiotherapeuten ausmacht. Das Beste für den Menschen tun und sich selbst hintenan stellen. Nun fordere ich Sie auf Ihre Interessen nach vorne zu stellen. Diskutieren Sie mit uns, fordern Sie uns und bringen Sie Ihre Ideen ein. Nehmen Sie die nächste Gelegenheit wahr und kommen vom 5. bis 7. Juni 2013 direkt
zum Hauptstadtkongress nach Berlin. Wir vertreten dort als größter Berufsverband für Physiotherapeuten unseren Berufsstand. Nur uns finden Sie dort mit eigenem berufspolitischem Programm und in Diskussionen mit Ärzten,
Kassenvertretern und Politik, insbesondere im Rahmen des Forums Physiotherapie. In Berlin schauen Sie – gerade im Wahljahr – hinter die Kulissen der Gesundheitspolitik und treffen uns als Verband und andere Entscheider
persönlich. Schade, wenn Sie aus terminlichen Gründen nicht die Möglichkeit haben, uns dort persönlich kennenzulernen. Aber es gibt deutschlandweit viele andere Möglichkeiten sich zu engagieren. Wir laden alle Kolleginnen und Kollegen
ein, sich bei unseren regionalen Treffen, in Regionalgruppen, in  Veranstaltungen der Landesverbände oder auch in fachlichen Gremien des Verbandes aktiv einzubringen. Vergessen Sie nicht unsere Diskussionsforen im Internet unter: www.physio-deutschland.de. Sie haben Fragen? Sie haben Anregungen oder Ideen? Schreiben Sie uns an info(at)physio-deutschland.de oder per Fax an 0221 981 027 25. Gerne vereinbaren wir auch Telefontermine mit Ihnen. Es grüßt Sie ganz herzlich Andrea Rädlein Stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Verbandes für Physiotherapie (ZVK)